Wenn laue Lüfte wehen, erfüllt von süßem Duft und überall bunte Blumen blühen, beginnt die Zeit der „Heiligen Hochzeit“ zwischen Himmel und Erde. Das Jahreskreis-Fest dieser Zeit ist Beltane, heute eher unter ‚Walpurgisnacht‘ bekannt. Der Name Beltane kommt von Belenos, dem keltischen Sonnengott. Ihm und seiner Gefährtin, der ‚Göttin Erde‘, ist dieses Fest gewidmet.

Die Maikönigin, heute noch als Brauch in ländlichen Gegenden zu finden, symbolisiert die große Göttin, die sich in strahlender Schönheit erneuert hat und mit dem Lichtgott vereinigt. Am Vorabend des 1. Mai entzündeten unsere Vorfahren Freudenfeuer und tanzten auf den Wiesen um einen Maibaum. Der Stab, an dessen Spitze ein Kranz angebracht ist, symbolisiert den ‚kosmischen Phallus‘ der Sonne, der sich in den weiblichen Kreis der Natur versenkt und die Erde befruchtet.

In der alten Zeit, als Kirche und Staat die Verbindungen zwischen Mann und Frau noch nicht regelten, begingen unsere Vorfahren dieses Fest mit ekstatischen Riten, die jeder Frau und jedem Mann erlaubten, in dieser Nacht einen beliebigen Partner zu wählen. Die Paare liebten sich auf den Feldern zu Ehren der Göttin und um Fruchtbarkeit zu erbitten. Die Kinder, die in dieser Nacht gezeugt wurden, galten als besonders gesegnet.

Auch heute können wir dieses kosmische Ereignis nachvollziehen. Für mich ist die Botschaft von Beltane die Versöhnung von Mann und Frau. Der Mai ist eine wunderbare Zeit, um der verletzten Seele Heilung zu bringen und sich durch einen neuen, bewussteren Umgang mit den Gefühlen auseinanderzusetzen. Ich glaube, jeder hat bereits erfahren, dass man den eigenen Gefühlen nicht immer trauen kann.

Selbst der scheinbar positiven Emotion der Verliebtheit ist mit Vorsicht zu begegnen. Sie ist meist nicht beständig und kann sogar ins Gegenteil umschlagen. Die meisten starken Emotionen wurden ‚erlernt‘, übernommen von den Rollenmodellen der Kindheit. Da sie schwer zu kontrollieren sind, sorgen sie immer wieder für Streit und Missverständnisse. Doch Singles wünschen sich oft gerade im Frühling eine neue Liebe. Wie wäre es, hier einmal bei sich selbst anzufangen? Wer gelernt hat sich selbst zu lieben, strahlt das aus und zieht so viel leichter einen passenden Partner an.

Erschaffe Dir kleine Rituale, die Deine Seele nähren. Erfreue Dich am Sprießen und Wachsen in der Natur. Nimm die Farben des Frühlings in Dich auf, als ob Deine Augen sie trinken, atme sie ein, nimm sie mit allen Sinnen auf. Das lässt Chi oder Prana, also die Lebensenergie, in Deinen Körper strömen.

Erlaube Deiner Sinnlichkeit, zu erblühen. Lass’ Dich berühren vom Eros der Natur und feiere Deine Weiblichkeit. Eros und Sinnlichkeit des Mannes können ihren Ausdruck in der Gestalt des Pan, oder des geweihten Jägers finden. Das bewusste Erfahren dieser animalischen und archaischen Energie, die er unerkannt im Unbewussten in sich trägt, kann der männlichen Seele Heilung bringen. Sich wieder einzulassen auf die Natur bewirkt eine Art ‚Renaturalisierung‘ unseres Wesens, das sich so weit von ihr entfernt hat und doch ein Teil von ihr ist.

Unsere Kolumnistin Karina Brenk-Ramirez war viele Jahre lernend in der Welt unterwegs, unter anderem in England und Westafrika. Von 1986 bis 2004 führte sie den spirituellen Buchladen namens AVALON in Kassel. Jetzt lebt sie als Therapeutin in Kassel und gibt ihre Erfahrung in Seminaren, Jahresgruppen und Workshops weiter und zelebriert die Rituale der Erde.

Hier gibt es weitere Informationen über sie: www.avalon-seminare.de