Im August liegt das alte Fest des Lugh, des Kornkönigs, der sich opfert, wenn das Korn geschnitten wird. Die Große Mutter wird zur Schnitterin, die Leben nimmt, um anderes Leben zu nähren. Die Weisheit dieser Zeit erschließt sich aus der Tatsache, dass wir immer Leben nehmen, entweder das der Pflanzen oder das der Tiere, um uns zu ernähren. Das an sich ist nichts Schlimmes, sondern notwendig für’s Überleben – ein Teil des natürlichen Zyklus von Geben und Nehmen in der Natur.

Alle Naturvölker jagen und essen Tiere. Wie unsere Gesellschaft allerdings mit den Tieren umgeht, sie als reine ‘Fleischproduktion’ betrachtet und entsprechend gefühllos, sogar grausam behandelt, das ist ethisch-moralisch verwerflich. Die ‚Verbraucher‘ sind entsprechend gedankenlos, fragen nicht danach, woher das Fleisch kommt und werfen viele Lebensmittel weg. Ureinwohner respektieren die Tiere, sie bedanken sich beim Geist des Tieres, das sich für sie geopfert hat und verwerten jeden Teil davon.

Jetzt wird auch deutlich, wie die Ernte des Jahres ausfallen wird. In diesem Jahr hat die Dürre einen hohen Tribut gefordert. Auch in unserer unmittelbaren Erfahrung spielt diese Jahreszeit eine wichtige Rolle. Wir sind nun in der Mitte des Jahreszyklus angekommen, aber wir haben die Früchte unserer Arbeit vielleicht noch nicht geerntet. Dann ist es Zeit, Bilanz zu ziehen und zu erkennen, was wir noch tun müssen, um eine gute Ernte einzubringen. Sollte etwas schief laufen, braucht es Innehalten und Neuausrichtung. Das gibt uns die Gelegenheit, unseren Kurs zu überprüfen und zu korrigieren. Was aber, wenn wir feststellen, dass wir uns in einer Krise befinden?

Interessanterweise ist die eigentliche Bedeutung des Wortes „Krise“ Heilungsprozess. Immer wenn etwas ins Ungleichgewicht geraten ist, entsteht eine Krise, also ein Prozess, der die Heilung einleitet. Warum fürchten wir uns vor Krisen? Die Gesellschaft erwartet, dass wir immer möglichst perfekt funktionieren und eine gleichbleibende Leistung abliefern. Unsere Konditionierung, Scheitern und Versagen negativ zu bewerten und uns möglichst nichts anmerken lassen, wenn es uns schlecht geht, führt zu dieser Furcht und Ablehnung.

Doch wenn das Leben aus dem Gleichgewicht gerät, ist die innere Mitte verloren gegangen. Abwehr und Unterdrücken der schlechten Gefühle, zum Beispiel mit Medikamenten, löst das Problem leider nicht. Probiere es aus, wie es sich anfühlt, eine Krise willkommen zu heißen. Besinne Dich wieder auf die Dinge, die Dir immer gut getan haben und nimm Dir Zeit für Dich selbst. Zeit zum Ruhen, zum Träumen, zum Spielen, Kochen, was auch immer es ist. Dann kann die Seele das freisetzen, was Dich wieder in Deine Mitte führt. Daraus erwächst neue Kraft und Inspiration.

Unsere Kolumnistin Karina Brenk-Ramirez war viele Jahre lernend in der Welt unterwegs, unter anderem in England und Westafrika. Von 1986 bis 2004 führte sie den spirituellen Buchladen namens AVALON in Kassel. Jetzt lebt sie als Therapeutin in Kassel und gibt ihre Erfahrung in Seminaren, Jahresgruppen und Workshops weiter und zelebriert die Rituale der Erde.

Hier gibt es weitere Informationen über sie: www.avalon-seminare.de