Mit Johanni ist eine wichtige Kräuter Hauptsammelzeit für uns angebrochen. Die Kräuter und Blüten in unseren Gärten sind nun besonders stark an Wirkstoffen. Daher ist es sinnvoll, sie nun bestmöglich zu verarbeiten. Kräuteröle für Küche und Kosmetik, z.B. für einen Balsam, dürfen dabei nicht fehlen. Wer schon weiß, welche Kräuter er später für seine Zubereitungen kombinieren möchte, kann die Mazerate und Tinkturen auch im Ansatz vorab kombinieren. Dabei sollte man Kräuter wählen, die in ihrer Wirkung gut zusammenpassen.

Für mein Blüten-Pflegeöl habe ich die Blüten von Rosen, Kamillen und Ringelblumen gewählt.

Grundsätzlich kann man jede Rosensorte verwenden, sofern sie nicht in irgendeiner Weise chemisch behandelt ist. Bevorzugt sind natürlich Duftrosensorten. Auch wilde Sorten wie die Hundsrose, die Kartoffelrose oder auch die Apothekerrose sind gut geeignet. Rosenblütenblätter gehören zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden und adstringierenden Eigenschaften werden sie äußerlich bei leichten Hautentzündungen sowie bei Entzündungen im Mund und Rachenraum verwendet.

Diese Wirksamkeit ergänzt sich ganz ausgezeichnet mit Ringelblume und Kamille.

Die Kamille zählt ebenso zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln. Im Jahr 2002 wurde sie vom NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Sie verfügt über entzündungshemmende, krampflösende, wundheilungsfördernde, reizlindernde, karminative und desodorierende Eigenschaften. Äußerlich wird sie zur Wundbehandlung, bei Hautreizungen, oberflächlichen Hautverletzungen und Irritationen, Verbrennungen, Frostbeulen, bakteriellen Hauterkrankungen, als Mundspülung bei Erkrankungen des Zahnfleischs oder auch als Sitzbad angewendet.

Abgerundet wird die Komposition mit der altbewährten Ringelblume. Diese wird nicht nur als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung kleiner Wunden sowie leichter Haut- und Schleimhautentzündungen empfohlen. Sie unterstützt auch zusätzlich die Hautfunktionen. Häufig wird sie auch bei Irritationen mit schlechter Heilungstendenz verwendet. Für einen Ölansatz kann man die ganzen Blütenköpfe verwenden. Diese sollten aber zuvor gut auseinandergezupft sein und mindestens 1-2 Tage antrocknen. Dadurch gelangt nicht zu viel Feuchtigkeit in den Ansatz. Wahlweise kann man auch nur die äußeren Blütenblätter verwenden, und die Blütenköpfe selbst an den Pflanzen lassen. Diese werden dann weiter von Insekten bestäubt und bringen später Saatgut.

Je nach Zubereitung wählt man nun sein Trägeröl. Für ein Massageöl, Balsam oder eine Salbe verwende ich gern ein Trägeröl das gut nachfettet wie zum Beispiel Olivenöl. Möchte man später eine Creme zubereiten oder bevorzugt man ein Massageöl das gut einzieht und nicht stark nachfettet, so wählt man besser Mandelöl oder Jojobaöl. Grundsätzlich kann man für den Ansatz jedes hautfreundliche Öl seiner Wahl verwenden.

Am besten erntet man die frischen Blüten vormittags, wenn der Morgentau bereits getrocknet ist.

Die Blüten werden anschließend handverlesen, aber nicht gewaschen. Denn dann würde man dabei nicht nur Wirkstoffe und Aroma wegspülen. Auch hier könnte zusätzliche Feuchtigkeit in den Ansatz gelangen. Anschließend werden die Blüten handverlesen und für 1 bis 2 Tage an einem schattigen, luftigen Ort etwas angetrocknet. Größere Blütenköpfe, wie zum Beispiel die der Ringelblume werden zerteilt. Von den Rosen werden ohnehin nur die Blütenblätter verwendet. Der Griffel bleibt hier an der Pflanze für die Bienen.

Sind die Blüten nun etwas angewelkt, füllt man sie zu gut einem Drittel locker in ein Ansatzgefäß. Man kann den Ansatz natürlich auch mit getrockneten Blüten machen. Es reicht jedoch, wenn sie durch das Anwelken Feuchtigkeit verloren haben. Im Ansatzgefäß sollten die Blüten nicht zusammengedrückt werden. Damit können sie vom Öl gut umspült werden. Anschließend füllt man mit einem guten Trägeröl seiner Wahl auf. Der Ansatz sollte nun 2 bis 4 Wochen an einem gleichmäßig temperierten Ort ziehen.

Ob ein Öl nun in der Sonne oder im Schatten ziehen soll, wird von Kräuterfrauen immer wieder heiß diskutiert.

Hierzu sind folgende Faktoren ausschlaggebend: Zum einen benötigen die meisten fetten Öle Lichtschutz, da sie unter Sonneneinwirkung sehr rasch oxidieren. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Haltbarkeit der Zubereitung aus. Auch das Wechselspiel von warm und kalt durch die zeitweilige Sonneneinstrahlung trägt hier weiter zur Oxidation des fetten Trägeröls bei. Doch gerade dieses Wechselspiel trägt ebenso dazu bei, dass sich die Wirkstoffe der Pflanzen oft besser im Öl lösen. Deshalb schwören viele Kräuterfrauen auf diese Methode, wie sie es bereits selbst von ihren Großmüttern gelernt haben.

Ich persönlich habe dazu natürlich zahlreiche Versuche gestartet. Und ich habe festgestellt, dass man hierbei, wie so oft im Leben, nicht alles verallgemeinern kann. In erster Linie ist hier tatsächlich die Wahl des Trägeröls ausschlaggebend. Manche Öle vertragen Sonneneinstrahlung für wenige Wochen besser als andere. Des Weiteren ist hier auch das Pflanzenmaterial selbst zu berücksichtigen. Zarte Blütenblätter wie die der Rose oder der Ringelblume benötigen keine direkte Sonneneinstrahlung um ihre Wirkstoffe gut abzugeben. So bevorzuge ich grundsätzlich für meine Ölauszüge einen schattigen und gleichmäßig temperierten Platz. Ausnahmen sind für mich das Johanniskraut oder auch Auszüge mit Thymian, Rosmarin oder anderen Pflanzen, deren Strukturen eher zäh sind. Hier kann ein leicht sonniger Platz für den Auszug durchaus hilfreich sein, sofern das Trägeröl dafür geeignet ist.

Während des Ansatzes sollte man ein Öl auch immer wieder kontrollieren und gegebenenfalls kopfüber schütteln. Ist das Öl gut durchzogen kann es abfiltriert werden. Das fertige Öl sollte in Braunglasflaschen gelagert werden. Man kann es direkt verwenden oder entsprechend weiterverarbeiten.

Für einen feinen Pflegebalsam verwende ich:
  • 120 ml Blütenöl
  • 10 g Bienenwachs
  • 10 g Kakaobutter
  • Wahlweise 1 Tr. Äth. Rosenblütenöl als Duft

Das Blütenöl zusammen mit dem Bienenwachs und der Kakaobutter vorsichtig auf 70°C erwärmt und gut verrührt, bis alle Zutaten geschmolzen sind. Anschließend lässt man den flüssigen Balsam abkühlen. Wer einen Duft bevorzugt, tropft diesen in der Abkühlphase bei ca. 30°C zu. Andernfalls kann der noch flüssige Balsam auch gleich in vorbereitete Braunglastiegel abgefüllt werden. Man lässt ihn abkühlen bis er fest geworden ist.

Ich wünsche gutes Gelingen.

Unsere Kolumnistin Alexandra Wagner war schon als Kind von Kräutern und Pflanzen begeistert. Aufgewachsen in der Südsteiermark, hatte sie ihre ersten einfachen Kräuterrezepte von meiner Großmutter übernommen. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Chemielabortechnikerin an der TU Graz beschritt sie später einen zweiten Bildungsweg. Sie studierte Pharmazie an der Karl-Franzens Universität in Graz. Im Jahr 2017 wurde ihr erstes Buch „Der Duft der Liebe“ veröffentlicht.

Hier gibt es weitere Informationen: https://www.andi-und-alex.at

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