Die Zeit der warmen, von Blütendüften durchzogenen kurzen Nächte ist da, die sonnendurchfluteten Tage, wo Du in der Wiese am See liegen und dem Konzert der Grillen lauschen kannst. Der Monat Juni ist benannt nach der römischen Göttin Juno. Der Name geht auf die sabinisch-etruskische Allmutter Uni zurück – die Mutter allen Lebens. Jetzt, zur Mittsommer Zeit, zeigt sie sich in ihrer ganzen Schönheit und Fülle. Im Fest der Sommersonnenwende feiern wir die Fülle und den Überfluss, den die Natur verströmt.

Gleichzeitig ist die Sommersonnenwende, wie der Name schon sagt, der Wendepunkt. Bisher wurde das Licht immer stärker. Jetzt, am höchsten Punkt ihrer Bahn angekommen, beginnt die Sonne langsam, erst noch unmerklich aber dennoch unaufhaltsam, ihren Abstieg in die Dunkelheit.

Eigentlich wollen wir aber davon noch gar nichts hören, es ist doch gerade erst Sommeranfang! Und es liegt ja noch eine lange Zeit vor uns, den Sommer zu genießen. Doch im Annehmen des Wandels liegt Weisheit. Das Durchleben der natürlichen Wachstumsphasen führt letztendlich zu Reife und der inneren Kraft, das Leben, ebenso wie den Tod, annehmen zu können. Die Dunkelheit zu akzeptieren bedeutet auch, das Leben ganz und vollständig, genauso wie Dich selbst, ganz und gar mit allen Licht- und Schattenseiten, anzunehmen.

Die Dunkelheit in mir, die Schattenbereiche, das sind die Verhaltensweisen und negativen Glaubenssätze, derer ich mir nicht bewusst bin, die aber im Verborgenen wirken und mein Leben beeinflussen. Im Verlauf der Reise durch das Jahresrad werden wir natürlicherweise auch mit den Schattenbereichen konfrontiert. Es gibt aber keinen Grund, sich davor zu fürchten – im Gegenteil. Jedes Mal, wenn ein bis dahin nicht erkannter, verleugneter Bereich angeschaut und damit bewusst wird, ist er kein Schatten mehr und kann seine unheilvolle Wirkung nicht länger im Verborgenen ausüben.

Der Sommer ist eine wunderbare Zeit, um die Seele zu erforschen und zu regenerieren. Alles ist leichter als sonst, die Menschen lächeln öfter und die Abende scheinen endlos. Ich nutze die sorglosen Sommertage zum Spielen oder Nichts tun. Ruhe und Spiel öffnen die kreativen Kanäle. Dann zeigen sich manchmal Bereiche oder Themen, die einladen, tiefer und genauer zu schauen.

Unsere Kolumnistin Karina Brenk-Ramirez war viele Jahre lernend in der Welt unterwegs, unter anderem in England und Westafrika. Von 1986 bis 2004 führte sie den spirituellen Buchladen namens AVALON in Kassel. Jetzt lebt sie als Therapeutin in Kassel und gibt ihre Erfahrung in Seminaren, Jahresgruppen und Workshops weiter und zelebriert die Rituale der Erde.

Hier gibt es weitere Informationen über sie: www.avalon-seminare.de