Vorne eine Räucherschale, dahinter ein Räucherstövchen aus Birkenholz

Das Räuchern wird ja seit vielen Jahrhunderten in den verschiedensten Kulturen und Hochkulturen praktiziert. Aber nicht nur da, auch in Mystherienkreisen und Naturreligionen, im Schamanismus und letztendlich auch in der katholischen – und daran angelehnten Kirche.

Oftmals war das Räuchergefäß genauso wichtig – oder wichtiger – wie sein Inhalt. Und es wurden prunkvolle Schalen, die reich verziert waren, hergestellt und verwendet.

In meiner Jugendzeit wurde oft im Gottesdienst der Weihrauchkessel geschwungen wurde, der wie ein kleiner kreisender Drache seine aromatischen Duftwolken auspuffte.

In der ländlichbäuerlichen Tradition war der Aufwand meist auf das Hausgeschirr reduziert. Eine Eisenpfanne wurde mit glühenden Holzstücken bestückt, die oftmals schon alleine ihren Zweck der Räucherung erfüllten, besonderes wenn es ein Kienspan war.

Und jetzt? Jetzt ist die “Räuchervorrichtung“ oftmals auch ein dekorativer Ziergegenstand in der Meditationsecke, der Nachfolgerin des ehemaligen Herrgotts-Winkels.

Ich habe schon die verschiedensten Räuchergeräte in den Händen gehalten. Als es dann darum ging, große Häuser oder eine Kirche auszuräuchern, merkte ich bald das Gewicht des Messings, das ja ansonsten in seinem feinen Goldglanz gut an diese Ort passte. Auf jeden Fall wollte ich dringend etwas haben, wo mir nicht schon nach einer Viertel Stunde aktiven Räucherns der Arm abbricht.

Erfahrungsgemäß ist es ja so, wenn wir uns länger und eingehender mit einer ‚Sache‘ befassen, stell sich eine weitere Entwicklung ein. Und so hat sich auch bei mir eine innere Änderung ergeben: Das Räuchern ist für mich immer mehr ein alchemistischer Vorgang der Transformation geworden. Das Räuchergut, ob Pflanze oder Harz, Wurzel oder Blüte, Frucht oder Rinde wird zu Asche. Auch die Räucherkohle verascht in ihrer eigenen Glut. Und so wird hartes und festes weich, farbiges wird fahl und duftendes stumpf.

Wenn wir räuchern, dann transformieren wir auch Energien jeglicher Art. Wandeln sie um, erlösen sie, entfernen oder stärken sie, je nach Kraut, Mischung oder mentaler Einstellung.

Diese Transformation wollte ich noch sichtbarer, greifbarer machen, indem ich Räuchergefäße aus Holz selbst anfertigte. Die glühende Kohle sengt zwar das Holz an, zum Teil ist es auch stark verkokelt, doch da wo dieses Brandmahl dann ist, ist das Holz gegen die glühende Kohle geschützt. Ganz bewußt ‚imprägniere‘ ich so den Boden des Räuchergefäßes und im späteren Gebrauch kommen einfach immer neue Brandfelcken hinzu. Für mich ist es wesentlich harmonischer das Veraschen des Räuchergutes in der Holzschale als in Stein oder Ton zu sehen. Und, wenn dann meine Räucherholzschale einstmals ausgedient hat, dann übergebe ich sie an einem Trommelabend den Flammen, zur letzten Transformation.

In eigener Sache:
Mag es an meinem geliebten Waldviertel liegen, wo ich so langsam den Zugang zum Holz finde, denn es wird für mich ein immer wichtiger Grundstoff zu Gestaltung.
Neben den Holzräucherschalen stelle ich inzwischen auch Räucherstövchen aus verschiedenen Hölzern her. Bei den Räucherstövchen dauert es noch ein Weilchen, bis ich sie in meinem Shop anbiete. Die Räucherschalen sind Unikate, von denen ich gerne bei Anfrage Fotos versende.

Unser Autor Walter Siegl arbeitet seit 30 Jahren „energetisch“. Er trommelt, hält Rituale ab und seit einigen Jahren beschäftigt er sich intensiver mit dem Thema „Räuchern“. Inzwischen gibt er Seminare zum Thema, stellt selbst Räuchermischungen her und verkauft diese sowie auch Räucherzubehör über seinen Shop.