Wenn unsere Vorfahren räucherten, dann ging es weniger um die zarte Beduftung der Räume, als viel mehr ums Überleben.

Die Stallungen wurden genauso ausgeräuchert wie die Wohnräume. Damit wurde gereinigt und die Krankheitsdämonen vertrieben. Wichtig war, dass Mensch und Vieh gesund waren und blieben, denn nur so war das karge Leben zu überstehen.

Und nach der Reinigung erfolgte dann die Schutzräucherung, um Hexenmachwerk, Flüche und allerlei Dämonenzeug zu bannen.

Geräuchert wurde auch, wenn ein Unwetter aufzog, aber dann schon in größeren Dimensionen und nicht mit dem Räucherpfanderl. ‚Magische‘ Pflanzen wurden aufgehäuft und im Hof oder Feldrand entzündet, damit der aufsteigende Rauch auch genügend Kraft hatte die gefährlich gefüllten Wolken zu vertreiben oder zu entschärfen.
Ackergauchheil, Arnikablüten, Beifuß, Johanniskraut, Kamille, Königskerze, Rainfarn, Rotkleeblüten, Tausendgüldenkraut und die Blätter der Stechpalme waren hier bewährte Helfer. Sie dienten alle dazu, mit ihrem Rauch die atmosphärische Ladung zu schwächen. Ein alter Spruch lautet auch “Steck Arnika an, steck Arnika an, damit sich das Wetter scheiden kann“. Und speziell Thors Zorn sollten die Blätter der Stechpalme besänftigen.

Wie räuchere ich richtig?

Ganz ehrlich, es ist ein bisserl beschwerlich zu beschreiben. Denn hier kommt es vor allem darauf an, den Rauchfluß zu beobachten. Aber ich will erst mal von vorne beginnen:
Voraussetzung ist natürlich das geeignete Werkzeug. Eine feuerfeste Räucherschale (meine ist ein bearbeiteter Birkenast). Das Gefäß sollte auch nicht zu schwer sein, falls einmal ein größeres Haus ausgeräuchert werden soll. Ich hatte mal eines mit einer Fläche von 300 m² . . .
Dann der Feuersand. Bitte nicht aus dem Sandkasten der Tochter oder vom Wellensittich Hansi. Quarzand, naturbelassen ist hier angesagt, von feiner bis leicht grober Körnung. Er soll die Hitze der Glut gut ertragen können. Alles was im Sand ist wird auch mit geräuchert, also – Quarzsand, oder das Material zerstoßener Muscheln.

Kohle: hier entscheidet es sich nun schon fast, ob das Räuchern gelingt oder nicht. Wichtig! Die Räucherkohle MUSS gut durchgeglüht und mit einer feinen Aschenschicht bedeckt sein. Wenn nicht? Na, denn geht sie bald aus. Auch beim Räuchern, wenn das verbrannte Räucherwerk von der Kohle genommen wird, immer wieder schauen, ob sie noch glüht. Wenn die Glut zu schwach ist, dann mit der Räucherfeder anfächeln.
Oft höre ich ja, dass die handelsübliche Räucherkohle beim entzünden stinkt. Macht nichts. Stellt sie einfach vor Haustür oder Fenster. Und zu guter Letzt: Wenn ihr mit Räuchern fertig seit, die Kohle ausglühen und abkühlen lassen, und dann alles zurück zur Natur. Ob nun ins Gemüsebeet oder in einen Blumentopf, das überlasse ich euch. Und keine Sorge, da hängt keine schlechte Schwingung dran. Bitte wo denn?

Räucherfeder: Begonnen habe ich mit einer einfachen Räucherfeder vom Truthahn, aber ehrlich, sie sah aus wie die eines Habicht (habe eigens einen Förster gefragt) – doch Federn von geschützten Tieren dürfen nicht in den Verkauf kommen. Ich empfehle auch allen Anfänger, erst mal mit einer Feder zu beginnen, und später zum Federnfächer zu greifen. Beim aktiven Räuchern gibt es einiges zu beachten und zu beobachten. Konzentration ist gefragt, und schnell wird das glühende Räuchergut aus dem Gefäß geschaufelt (hab ich auch gemacht, klar doch). Die Räucherfeder dient dazu, um den Rauch zu leiten, zu dirigieren, dahin zu ‚wacheln‘ wo ich ihn haben möchte, wo er wirken soll.

Räucherwerk: Wenn ich Reinige, nehme ich natürlich eine (meine) Räuchermischung oder Pflanzen die dazu geeignet sind. Die hier alle auf zu zählen, das würde den Rahmen sprengen. Und wer mich kennt, der weiss, dass ich nur heimische Kräuter verwende. Also, sammelt und mischt, oder kauft beim Händler eures Vertrauens.

Und was noch? Von Vorteil ist eine Zange, mit der die glühende Kohle bewegt werden kann und ein Löffelchen, um das Räuchergut auf die Kohle zu bringen, und das verbrauchte Kraut zu entfernen. Zur Not tuts auch Omas Zuckerzange und ein Kaffeelöffel.

Jetzt geht’s los

Nun gehe ich mal davon aus, dass wir bestens vorbereitet sind und anfangen können. Wenn ich ein Haus oder eine Wohnung energetisch reinige, dann stimme ich mich auch auf meine Arbeit ein. Dies beginnt, nachdem ich alles hergerichtet habe was ich brauche und die Räucherkohle entzünde. Ab da ist dann auch Schluß mit der Unterhaltung. Auch während des Reinigens spreche ich nicht, es sei denn, ich lege eine Pause ein. Jetzt kommt gerne wieder die Gretchenfrage, gehe ich links oder rechts herum, wenn ich einen Raum ausräuchere. Ich gehe so herum, wie es mir gerade einfällt, folge einfach meinem Impuls.

So wenden wir uns nun der ersten Wand zu, beginnen unten und fächeln den Rauch an die Wand. Spannend wird es erst, wenn die Rauchfahne eine ‚Beule‘ macht, so, als würde sie einem Hindernis ausweichen. Hier gilt es nun zu verharren und so lange den Rauch an die Stelle zu fächeln, bis er wieder seine gerade Bahn einnimmt. Jetzt müssen wir mit unsren Gedanken ganz bei unserem Tun sein, und den Rauch auch mental unterstützen. Und das ist das A und O der Reinigungs-Räucherei. Der Rauch wird hinter und unter Schränke gefächelt, auch unter Betten, und zur Not in Schubladen. Wichtig ist es auch Figuren oder Bilder ab zu räuchern. In so manchen Engel den ich gereinigt habe, saß wohl ein kleines Teufelchen. Viele Dinge, die aus zweiter Hand kommen gilt es energetisch zu säubern, Kinderspielzeug, Kleidung und auch der Gerbauchtwagen. Die Liste ist beliebig zu ergänzen.

Schon zu Beginn der Reinigung lasse ich ein Fenster leicht kippen, damit alles was gehen mag schon mal davon kann. Am Schluß dann ausgiebig mit ganz offenem Fenster lüften.
Wenn es mehr zu tun gibt, und eine Kohle nicht ausreicht, dann lege ich die zweite auf das glühende Teil. Schnell entzündet sie sich, und durch das ständige wedeln ist sie auch recht schnell einsetzbar.
Wie stark ein Raum energetisch belastet ist, lässt sich auch am Verbrauch des Räucherwerks erkennen. Wenn ich mit einem Zimmer fertig bin, und es nach dem Lüften wieder betrete, ’sehe‘ ich sofort, ob meine Arbeit erfolgreich war, denn ein helleres Leuchten als zuvor füllt nun den Raum aus.

Traditionell wird auch nachgeräuchert, wenn alles gut gelüftet ist. Früher stand die Schutz-Räucherung immer oben auf. Inzwischen habe ich mehrere Mischungen dabei und es kann gut sein, dass da auch verschiedene zum Einsatz kommen. Segens-Räucherung, Dankes-Räucherung, Transformation, Liebesluft und ähnliche kommen zum Einsatz. Wer bedankt sich denn schon bei seinem Haus, seiner Wohnung, seinen Geschäftsräumen, dass sie für ihn da sind? Ich hatte einmal ein Geschäftshaus gereinigt und bin mit der Dankes-Räucherung nachgegangen, einfach als Wertschätzung. Für die Nachräucherung verbrauchte ich die fünffache Menge, als bei der Reinigung.

Weitere Fragen beantworte ich gern. Einfach Kontakt aufnehmen.

Rauchige Grüße
Walter

Unser Autor Walter Siegl arbeitet seit 30 Jahren „energetisch“. Er trommelt, hält Rituale ab und seit einigen Jahren beschäftigt er sich intensiver mit dem Thema „Räuchern“. Inzwischen gibt er Seminare zum Thema und stellt selbst Räuchermischungen her.

Seinen Shop findet Ihr hier: www.waldviertler-raeucherwerkstatt.at