Mit einem geliebten Menschen innig verbunden zu sein, erfordert Mut. Es löst keineswegs wie von selbst alle Schwierigkeiten in der Liebe, der Sexualität und dem täglichen Miteinander. Es kann und wird uns kostbare innere Räume erschließen, aber glücklich machen kann ein anderer uns nicht. Glück ist die innerste Essenz unserer Wesensnatur. Liebe und Verbundenheit können zu einem gemeinsamen Weg werden, doch gehen muss ihn jeder selbst.

Liebevolle Nähe bedeutet nicht nur Harmonie und Freude.

Sie bringt auch Auseinandersetzungen und schmerzliche Erfahrungen mit sich. Doch die Ausrichtung von bedingungsfrei Liebenden auf den gemeinsamen Weg in die All-Einheit befähigt sie, die Intensität von Liebe mit ihren Höhen und Tiefen anzunehmen. Sie werden immer wieder einen tiefen Sinn hinter den Schmerz auslösenden Situationen entdecken.

In herausfordernden Momenten entscheiden sie sich, ganz bei sich zu bleiben, sich selbst zu spüren und wenn nötig auch abzugrenzen, ohne sich zu verschließen. Auch können sie dann spüren, was es braucht, um heilende Nähe herzustellen oder was der stimmige Abstand ist, den es vorübergehend braucht. Dadurch entsteht Raum für ein echtes Miteinander und eine Atmosphäre von Vertrauen und Offenheit. Wir erkennen, dass eine stimmige und klare Abgrenzung uns nicht wirklich vom anderen entfernt. Tatsächlich kommen wir uns durch diesen Ausdruck von Ehrlichkeit immer näher und entwickeln Klarheit in der Wahrnehmung unserer selbst.

Sich ehrlich zu zeigen, ist immer riskant.

Doch für eine echte Liebesverbindung ist es förderlich, wenn wir uns unseren Partnern mit dem mitteilen, was uns bewegt. Natürlich will niemand missverstanden oder zurückgewiesen werden. Doch genau dies müssen wir mitunter riskieren, wenn wir uns vollständig angenommen, geborgen und frei fühlen wollen. Es ist an der Zeit, uns dem anderen so zu zeigen, wie wir sind und empfinden, wenn wir echte Nähe und Intimität erleben wollen.

Unsere Körperformen sind vergänglich. Eines Tages werden wir nicht mehr auf diese Weise zusammen sein. Dann zählt, ob wir uns wirklich erkannt haben und begegnet sind.

Die zunehmende Verletzlichkeit, die entsteht, wenn unsere Partner für uns wirklich wichtig werden, kann Nähe und Intimität sehr beängstigend machen. Wahrhaft zu lieben erfordert großen Mut.
Offenheit und Hingabe kann stärkend und erfüllend, aber auch beunruhigend und verunsichernd sein. Intensive Nähe löst oft alles andere als Gefühle von Wärme, Sicherheit und Geborgenheit aus.
Doch der Mut zu diesem Risiko bildet die Grundlage für eine echte und dauerhafte Liebesverbindung. Vielleicht sollte jedes Paar, das sich für einen gemeinsamen, verbindlichen Weg oder sogar zu heiraten entschließt, dem gegenseitigen Versprechen zwei Sätze hinzufügen:

„Ich werde immer Halt in mir selbst suchen und finden. Und obwohl ich damit rechne, dass alte Verletzungen in mir ausgelöst werden, will ich um der Liebe willen mit dir gemeinsam den Weg in das Licht der göttlichen Einheit weitergehen.“

Der Text ist ein Auszug aus meinem aktuellen Buch „Wer liebt hat alles“. Mehr zum Buch: https://www.gerd-bodhi-ziegler.com/gerd-bodhi-ziegler/wer-liebt-hat-alles/

Unser Kolumnist Gerd Bodhi Ziegler gehört als Bewusstseinslehrer, Ausbilder und Buchautor zu den Pionieren im Bereich von essenzieller Bewusstwerdung, Transformation und Selbstfindung. Er hat sein ganzes Leben der Arbeit mit Menschen gewidmet, um sie zu unterstützen, sich selbst zu finden und ihre höchsten Potenziale zu entfalten. Seine Seminarprojekte werden seit Jahrzehnten von zahlreichen begeisterten Teilnehmern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum besucht. Er ist Autor der weltweit meistgelesenen Tarotbücher über das Crowley-Tarot.

Weitere Informationen über ihn und seine Arbeit: www.gerd-bodhi-ziegler.com

Wer liebt hat alles S. 191-192 (Teil III, Abschnitt 7)

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