Nie zuvor ist mir die Bedeutung dieses Wortes so vor Augen geführt worden wie in Bali. Ich war auf einem Yoga Retreat, zu welchem meine fabelhafte Yoga Lehrerin Marija Schwarz eingeladen hatte. Die Location ist traumhaft, ein tropisches Gartenparadies mit kleinen Bungalows im traditionellen Stil, im ruhigen Norden der Insel, direkt am Indischen Ozean, der sogar im aufgewühlten Zustand noch Badewannen Temperatur besitzt.
Überall in diesem Garten Eden gibt es kleine Schreine, Geisterhäuschen oder einfach Natur-Altäre, die mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen versehen sind. Jeden Morgen geht eine Frau, die mit dieser besonderen Aufgabe betraut ist, über das Gelände und verteilt frische Blumen und Opfergaben an diesen Plätzen. Sie tut es mit Hingabe.
Aber auch alle anderen die dort arbeiten, sind mit Hingabe an ihren Aufgaben zugange. Die Männer, die den Garten pflegen, die Köchinnen, die Reinigungskräfte, jeder leistet seinen Beitrag sanft, ruhig und hingebungsvoll.
Aber nicht nur hier, in diesem exklusiven Paradies machte ich diese Beobachtungen. Auch draußen, in der alltäglichen „Realität“ von Bali begegnete mir diese Hingabe. Natürlich ist es dort schmutzig, überall liegt Müll herum und ausgezehrte Hunde und Katzen streunen auf der Suche nach etwas Essbarem durch die Straßen.
Aber auch dort, im Schmutz des normalen Lebens finden sich überall die kleinen Schreine mit Opfergaben. Die sehr armen Menschen legen nur Blumen, arrangiert auf grünen Blättern mit einem Räucherstäbchen vor ihr Haus. Beim Besuch eines Tempels bekam ich eine weitere Lektion. Ein alter Priester, mit nur noch drei langen Zähnen im Mund, erzählte hingebungsvoll die Geschichte seines Tempels und vom Angriff der Holländer auf sein Dorf, den die Balinesen abwehren konnten, natürlich mit Hilfe der Götter.
Seine Augen waren voller Wärme und als er uns im Schnelldurchlauf die Philosophie von Yoga beschrieb, führte er den perfekten Lotussitz vor. Im Oktober, als der Agung ausgebrochen war und es hieß, mit einer gewaltigen Eruption sei zu rechnen, haben die Gebete und Opfergaben der Menschen den Berg wieder besänftigt. So jedenfalls wurde es uns hier berichtet. Die Balinesen vertrauen bedingungslos auf ihre Gottheiten. Ihr ganzes Leben richtet sich nach ihnen aus.
Ich fragte mich, was kann ich aus diesen Beobachtungen ziehen? Zu wie viel Hingabe bin ich fähig, bereit? Mir wurde klar, dass sich meine Hingabe nicht nur auf äußere Umstände beziehen kann. Natürlich kann ich üben, mein Haus mit Hingabe zu pflegen, meine Arbeit hingebungsvoll zu tun, aber was mir am Wesentlichsten erscheint, ist die Hingabe an mein inneres Wachstum.
Die Hingabe an mein ICH BIN zu üben und zu pflegen soll im Vordergrund aller meiner Bemühungen stehen, das habe ich mir vorgenommen. Und dabei sind die Menschen von Bali mir leuchtendes Beispiel und eine wunderbare Erinnerung. Danke für diese Lektion.
Unsere Kolumnistin Karina Brenk-Ramirez war viele Jahre lernend in der Welt unterwegs, unter anderem in England und Westafrika. Von 1986 bis 2004 führte sie den spirituellen Buchladen namens AVALON in Kassel. Jetzt lebt sie als Therapeutin in Kassel und gibt ihre Erfahrung in Seminaren, Jahresgruppen und Workshops weiter und zelebriert die Rituale der Erde.
Hier gibt es weitere Informationen über sie: www.avalon-seminare.de
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