Osho pflegte zu sagen: „Es ist gut, dass die traditionellen Formen von Liebesverbindung oder ‚Beziehungskisten‘ nicht funktionieren.“

Denn wenn sie funktionieren würden, würdet ihr euch für immer in Komfortzonen und Illusionen niederlassen, und ihr würdet nicht wirklich nach dem suchen, was euch ganz und vollständig machen kann. Ihr würdet nicht wirklich nach dem suchen, wo ihr wirklich zu Hause seid.

Auf der Suche nach sich selbst funktioniert diese alte Art, miteinander Beziehungskisten zu zimmern, nicht mehr. Aber es gibt diesen “Einweg” – und dieser Einweg heißt schlicht und einfach: “Offen bleiben im Schmerz”.

Und so leicht und einfach, wie sich das anhört – „offen bleiben im Schmerz“: es ist unser Weg in unsere Meisterschaft. Die Meisterschaft der Liebe!

Denn erst, wenn du in einem grenzenlos empfundenen Liebesschmerz ebenso grenzenlos offen bleiben kannst, wirst du das in dir berühren, was keine Grenzen hat. Ich kenne das sehr gut aus eigener Erfahrung: Die Liebe kann die tiefsten, ursprünglichsten Schmerzen in uns auslösen – sofern wir sie in uns tragen. Jeder Liebesschmerz wird, wenn er da ist, als grenzenlos erlebt. Aber die Wahrheit ist, dass jeder Schmerz, den wir in uns tragen, der in uns ausgelöst wird, ein bestimmtes Energiefeld hat – und dieses Energiefeld hat irgendwo ein Ende!

Wenn wir lernen, in Intensität und Schmerz grenzenlos offen zu bleiben, erleben wir früher oder später diesen Punkt, wo wir das in uns berühren, was grenzenlos ist – was keine Grenzen hat. Und ich habe immer wieder Momente erlebt, in denen eben noch der intensivste Schmerz da war – und eine Sekunde später kippte dieselbe Intensität um und ich war im Raum meines SEINS.

Und dort ist ein Frieden, der alle Worte und Begriffe übersteigt, und eine Glückseligkeit und eine Freiheit – all die Qualitäten des SEINS. Wenn wir lernen, uns dem ganz zu öffnen, kann uns gerade die Intensität von Liebesschmerz dorthin befördern.

Ebenso andere intensive Erfahrungen unseres Menschseins: Manche Menschen kreieren sich Unfälle, andere kreieren sich Krankheiten – oder, oder, oder… Die menschlichen Dramen sind ja unbegrenzt.

Immer, wenn sich ein Mensch so etwas kreiert, ist das ein Ruf nach dem, was frei ist von diesem Drama. Was frei ist von dieser begrenzten Erfahrung. Und das heißt mit anderen Worten: der Ruf nach uns selbst. Und speziell in der Liebe ist der Ruf nach uns selbst da.

Wenn wir uns in einen Menschen verlieben, wenn wir uns angezogen fühlen, dann sehen wir in diesem Menschen uns selbst – einen Teil von uns, einen Teil unserer Seele. Und mit diesem Menschen dann in die Vereinigung zu gehen, ist dieses große Glück, für einen vorübergehenden Moment uns selbst zu begegnen. Diesem Teil von uns ganz zu begegnen. Sich mit diesem Teil zu verbinden und zu vereinigen.

Und dahinter steht der Ruf – oder der Schrei – nach uns selbst, nach dem Vollständigsein, nach dem Ganzsein, nach dieser Grenzenlosigkeit, nach dieser Glückseligkeit, nach dieser Freiheit und dem EINSSEIN mit uns selbst und mit allem.

Unser Weg dorthin führt durch all die Schichten des Menschseins. Durch all die Schichten von Schmerz, von Verlust, von Schuld, von dem Glauben „Ich bin nicht liebenswert, ich bin nicht vollständig“. Und jeder einzelne Mensch hat seine speziellen Erfahrungen, die die Seele wählt, um in die große Einheit zu kommen.

Unser Kolumnist Gerd Bodhi Ziegler gehört als Bewusstseinslehrer, Ausbilder und Buchautor zu den Pionieren im Bereich spiritueller Therapie und Transformationsarbeit. Er hat sein ganzes Leben der Arbeit mit Menschen gewidmet, um sie zu unterstützen, sich selbst zu finden und ihre höchsten Potenziale zu entfalten. Seine Seminarprojekte werden seit Jahrzehnten von zahlreichen begeisterten Teilnehmern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum besucht. Er ist Autor der weltweit meistgelesenen Tarotbücher über das Crowley-Tarot.

Weitere Informationen über ihn und seine Arbeit: www.gerd-bodhi-ziegler.com