Ich werde immer wieder gefragt, was ich denn am liebsten mit Rauch in meiner Räucherwerkstatt mache. Nun, ich mache alles am liebsten, denn wenn es mich nicht mehr freut, dann höre ich auf damit und beginne mit dem nächsten Liebsten.

Natürlich ist das Erstellen von Rauch- und Räuchermischungen auch meine liebste ‘Arbeit’, und so hat sich mit der Zeit doch ein großes Sortiment ergeben. Ich denke, ich führe im deutschsprachigen Raum wohl mit die größte Auswahl an Räuchermischungen, die nur aus heimischen Ingredienzien bestehen.

Wie das alles begann, das möchte ich Dir hier ersparen, das gibt vielleicht mal eine andere Geschichte.

Heute möchte ich Dich daran teilhaben lassen, wie das war, als ich die Räuchermischung für den Rauch der Runen erstellte. Dazu möchte ich aber erwähnen, dass ich vor den Runen die allergrößte Achtung habe. Hier ist eine Energie am Werk, die keinen Spaßfaktor hat. Und, weil ich mich mal wieder mit den Runen beschäftigte, war es für mich auch passend, das stimmige Räucherwerk dazu zu erstellen.

Wer meine Arbeit verfolgt, der weiß, dass ich nicht einfach Kräutlein nach Lust und Laune, nach Farbe und Duft zusammen würfele, sondern immer darauf achte, dass die verwendete Pflanze in Kommunikation zum jeweiligen Thema steht, es sogar noch unterstützt oder verstärkt.

Nun ging es erstmal daran, die passenden Kräuter, Blüten, Hölzer, Blätter, Harze, Wurzeln, Rinden, Moose usw. zu finden, die zu dem Futhark gehören. Das war keine leichte Aufgabe, da ja nicht alles klassische Räucherkräuter sind. So mußte ich auf Maiglöchen schon mal verzichten, denn es war nicht die passende Jahreszeit. Zum Glück hat es dann aber mit der Forsythie geklappt. Irgendwie bekam ich dann auch noch ein Stückerl Alraune, und den größten Teil der Zutaten hatte ich in meinem Fundus zum Glück selbst. Um es gleich einmal vorweg zu nehmen: diese Mischung besteht aus 63 Bestandteilen.

Der Vorgang der Erstellung für den Rauch war nun wirklich die größte Herausforderung in meinem Räucherdasein. Ich benötigte fast drei Wochen dafür und durchlebte allerlei Zustände die fast nicht wieder zu geben sind. Es gab Widerstände, die mich so forderten, dass ich manchmal nur zwei oder drei Pflanzen am Tag verarbeiten konnte. Danach war ich so geschafft, dass ich einfach ins Bett mußte. Zum Teil schon am Vormittag. Es war wie ein Ringen um jeden weiteren Schritt, als ob die Runengeister schauen wollten, wie lange ich durchhalte.

Dann gab es einen Tag, da flutschte es hervorragend, es lief wie geschmiert.

Allerdings machte sich immer mehr eine leichte Beschwingtheit bemerkbar, und das ohne mein Zutun. Ich erinnere mich noch genau. Meist begleitet mich ein Krafttier beim mischen, und als ich dann als dritte Pflanze an diesem Tag die Weidenrinde, in die Mischung gab, da war ich high, mein Krafttier purzelte irgenwo um mich herum und ich hatte einfach den Eindruck ich schwebe mit und hätte einen Granadenrausch. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich wieder ins Bett zu legen und zu warten, bis sich das alles beruhigt hatte. Aber für diesen Tag war Schicht im Schacht.

Es folgten Tage, die so harzig waren, dass ich gar nichts zusammen bekam, nur fix und fertig herum hing, zu nichts fähig.

Dann träumte ich drei Nächte hintereinander von den Runen. Jepp, dachte ich, jetzt hab’ ich’s – sie haben mich.

Pustekuchen, die Plackerei ging weiter. Tage, die für mich beim hellsten Sonnenschein voller dumpfem Nebel waren. Und an diesen Tagen, und in diesem Zustand wollte ich auch nicht mischen. Wenn es nur einigermaßen ging, dann arbeitete ich weiter. Erntete eine Kapzinerkresse und trocknete sie im Schnellverfahren. Dann wurde ich wirklich krank – mit Fieber und allem Kram dazu. Nach drei Tagen war’s vorbei, und weiter ging’s an die Runen-Räuchermischung.

Zum Teil war ich ja schon froh, wenn ich nur ein Kräutlein in die Mischschüssel bekam.

Aber irgendwann war dann auch dieser Mischmarathon geschafft. Ich war fertig wie die Welt, saß mit hängenden Schultern und stierem Blick da – und es war vollbracht. Erleichterung oder Freude stellt sich bei mir nicht ein. Froh war ich trotzdem, dass ich nun diesem ‘Steinbruch’ entkommen war.

Rauchige Grüße sendet Euch
Euer Walter

Unser Autor Walter Siegl arbeitet seit 30 Jahren “energetisch”. Er trommelt, hält Rituale ab und seit einigen Jahren beschäftigt er sich intensiver mit dem Thema “Räuchern”. Inzwischen gibt er Seminare zum Thema und stellt selbst Räuchermischungen her.

Seinen Shop findet Ihr hier:  www.waldviertler-raeucherwerkstatt.at

Weiteres zum Thema “Räuchern”: https://taomagazin.de/raeucherkraeuter-lexikon-buchstabe-h-teil-3/