Von Mitte des Sommers bis spät in den Herbst sind die goldgelben Blüten der Goldrute anzutreffen. Die Goldrute zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln und ist in Nordamerika und Europa weit verbreitet. Es sind bis zu 100 verschiedene Arten bekannt.

Verwendet werden sowohl die echte Goldrute (Solidago virgaurea) wie auch die Riesengoldrute (Solidago gigantea) und die kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Die oberirdischen Pflanzenteile des blühenden Krauts werden getrocknet und zerkleinert. Daraus werden Tees und andere arzneiliche Zubereitungen wie Trockenextrakte, alkoholische Auszüge, wässrige Auszüge und Urtinkturen bereitet.

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören Flavonoide, Triterpensaponine, ätherisches Öl und Phenolglycoside. Die Goldrute verfügt über eine harntreibende, entzündungshemmende und krampflösende Wirkung.

Medizinische Anwendungen

Zu den anerkannten medizinischen Anwendungen gehören der Einsatz zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnsteinen und Nierengries, sowie zur Vorbeugung von Harnsteinen und Nierengries. Eine Bewertung der Kommission E und der ESCOP liegen vor.

Traditionell wird die Goldrute auch zur Erhöhung der Urinmenge sowie zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktionen und bei einer Reizblase angewendet. Natürlich ist dabei zu beachten, dass bei einer Durchspülungstherapie immer ausreichend Flüssigkeit getrunken werden muss. Für einen Teeaufguss werden 1 bis 2 TL getrocknetes Goldrutenkraut mit ¼ L siedendem Wasser übergossen. Man lässt den Aufguss ca. 10 Minuten ziehen und seiht anschließend ab. Desweiteren kann auch ein Kaltwasserauszug bereitet werden.

Kaltwasserauszug

Der Kaltwasserauszug ist laut meiner Erfahrung oft leichter verträglich. Den Unterschied muss man natürlich selbst erproben. Man setzt dafür das Kraut in kaltem Wasser an und lässt es ca. 8 bis 10 Stunden zugedeckt ziehen. Bestenfalls erfolgt dies über Nacht, sodass der Auszug am Morgen getrunken werden kann. Anschließend wird der Auszug kurz, für ca. 1 Minute auf 70°C erhitzt. Dies dient der mikrobiellen Reinheit, da sich auch in abgestandenem Wasser bereits Bakterien sammeln können. Das kurzzeitige Erhitzen von Flüssigkeiten auf 72°C für ca. 15 Sekunden, wird auch Pasteurisieren genannt. Dabei werden krankheitserregende Bakterien wie Salmonellen, Brucellen oder Legionellen abgetötet. Da dieser Vorgang nur kurzzeitig erfolgt, bleiben die Wirkstoffe der Pflanze dennoch gut erhalten.

Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirksamkeit können wässrige Auszüge der Goldrute volksmedizinisch auch für Waschungen oder Umschläge bei Hautirritationen verwendet werden. Eine Tinktur kann ich Cremen verarbeitet werden. Ein Ölauszug für Salben sollte mit dem frischen Kraut zugedeckt und warm bei ca. 70°C über mehrere Stunden erfolgen. Dabei füge ich dem Trägeröl auch etwas Lanolin hinzu. Lanolin bindet Wasser, sodass es nicht nur emulgierende Eigenschaften aufweist, sondern auch die wasserlöslichen Inhaltsstoffe der Goldrute bindet.

Kontraindikation

Zu den Kontraindikationen bei einer Anwendung mit Goldrute als Durchspülungstherapie gehören Ödeme infolge einer eingeschränkten Herz- Nierentätigkeit. In diesem Fall sollte die Goldrute nicht angewendet werden. Desweiteren ist von einer Kombination mit anderen Diuretika abzuraten. Für eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen derzeit noch keine Untersuchungen auf Unbedenklichkeit vor. Auch können Nebenwirkungen wie leichte Magenbeschwerden auftreten. Wer allergisch auf Korbblütler reagiert, sollte die Goldrute ebenfalls nicht anwenden.

Aufgrund der enthaltenen Flavonoide kann die Goldrute auch zum Färben von natürlichen Fasern verwendet werden. Die Pflanze enthält einen Farbstoff, welcher, je nach Intensität der Zubereitung einen goldgelben bis braunen Farbton ergibt.

Unsere Kolumnistin Alexandra Wagner war schon als Kind von Kräutern und Pflanzen begeistert. Aufgewachsen in der Südsteiermark, hatte sie ihre ersten einfachen Kräuterrezepte von meiner Großmutter übernommen. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Chemielabortechnikerin an der TU Graz beschritt sie später einen zweiten Bildungsweg. Sie studierte Pharmazie an der Karl-Franzens Universität in Graz. Im Jahr 2017 veröffentliche sie ihr erstes Buch „Der Duft der Liebe“.

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