Jeweils am 1. Freitag im August feiert man das köstlich-erfrischende Hopfengetränk beim Internationalen Tag des Bieres. Was viele nicht wissen: den Mythen nach hat das Bier viel mit Göttinnen zu tun bzw. wurde sogar von einer Göttin „erfunden“.

Die etruskische-römische Göttin Ceres war vor allem zuständig für Fruchtbarkeit, Ackerbau und reichhaltigen Ernte.

Sie war auch für die Ernte von Hopfen und Malz zuständig. Daher trägt sie das Bier quasi schon in ihrem Namen: Nach ihr sind nicht nur die „Cerealien” benannt, sondern auch das „Cervisia”. Das ist die lateinische Bezeichnung für den Vorläufer des Bieres in der Antike. In der spanischen Sprache heißt das Bier immer noch „cerveza”. Damit erinnert es an die Göttin Ceres.

Im sumerisch-assyrisch-babylonisch-mesopotanischen Raum war die Göttin Ninkasi „die Dame, die den Mund füllt”. Ein Team von ArchäologInnen der Universität Yale hat außerhalb Kairo’s eine 4.500 Jahre alte Bäckerei und Brauerei ausgegraben. Außer Steinkrügen und Getreidelagern entdeckten sie Steintafeln mit Hieroglyphen. Eine dieser Tafeln enthält eine Beschreibung des Brauprozesses und eine Lobeshymne an die sumerische Bier-Göttin Ninkasi: „Was dein Herz erfreut, das erfreut auch unser Herz. Unsere Leber ist glücklich und unser Herz ist fröhlich. Möge Ninkasi stets mit dir sein.“

Ninkasi war auch eine Heilungsgöttin, sie heilte den vergifteten Gott Enki. Das Arzneimittel, das sie bei ihm anwendete und damit auch der Menschheit brachte war Alkohol, im speziellen Bier.

Bier als Medizin

Bis heute kennt man die Heilkraft des Bieres. Zum Beispiel zur Stärkung und Schlafförderung. Als Arznei wirkt es gegen nervöse und stressbedingte Leiden. Es stimuliert die Magensaftproduktion und die Nierentätigkeit. Und es dient auch als Vorbeugung gegen Prostataerkrankungen. Der Genuss von heißem Bier wirkt zudem fast wie ein Zaubertrank und lindert die Beschwerden von Erkältungen. Der Atem wird freier, die Gliederschmerzen lassen nach und das Immunsystem wird gestärkt. Auch die positive Wirkung auf Haut, Haare und Nägel werden geschätzt.

Nachdem Ninkasi als Göttin für die Braukunst zuständig war, kann davon ausgegangen werden, dass in Mesopotamien die Frauen fürs Bierbrauen und für den Ausschank zuständig waren.
Was als sehr vernünftige Einrichtung erscheint, wenn der Genuss von Bier oder Alkohol im allgemeinen von Frauen geregelt wird.
Vermutlich handelte es sich dabei auch nicht so sehr um ein Alltags- sondern eher um ein Kultgetränk, das die Gottheiten den Menschen überließen. Dafür erhielten erstere jedoch regelmäßig große Bierspenden.

Hieroglyphe für „Mahlzeit“ ist „Bier” und „Brot”

Im avespers-3403_640ntiken Ägypten wurde aus Ninkasi die Biergöttin Tejenemit. Der Getreideanbau war einer der größten Reichtümer im alten Ägypten: Der Weizen, aus dem das Brot hergestellt wurde und die Gerste, die zur Herstellung von Bier benutzt wurde.

Brot und Bier — diese beiden Lebensmittel gehörten nicht nur auf den täglichen Speiseplan. Bier diente auch als Lohn für Arbeit (Geld war im antiken Ägypten nicht bekannt).

So erhielten Soldaten und Pyramidenarbeiter fünf Krüge Bier am Tag. Nicht jeder Liter ist da wahrscheinlich die Kehle herunter geronnen. Einiges wurde auch zum Tauschhandel mit anderen Waren genutzt.

Die Bedeutung des Bieres zeigt sich u.a. auch daran, dass es im anktiken Ägypten ein eigenes Zeichen für Bier in der Hieroglyphen-Schrift gab. Die Hieroglyphe für „Mahlzeit“ setzte sich aus den Symbolen für „Bier” und „Brot” zusammen.

Zudem wurde das Geschenk der Göttin Tjenemit auch zur Heilung kranker Menschen verwendet. „Bierschlamm”, der im Wesentlichen dem Treber entspricht, wurde als Heilmittel verabreicht. Er half u. a. gegen Husten, Schmerzen und Verstopfungen.

Auch äußerlich wandte man Bier an, denn das Bad im Bier soll eine glatte und reine Haut verleihen. Damit verlieh Tjenemit wahrscheinlich Nofretete und Kleopatra ihre legendäre Schönheit.

Auch die gallische Fruchtbarkeitsgöttin Nantosuetta war für alle Flüssigkeiten, damit auch für Bier zuständig und die Göttin der Braukunst.

Ein Schluck für Freude, Wohlstand und ein langes Leben

Zu Ehren der angelsächsischen, keltischen Erdgöttin Habondia gibt es in Wales den Brauch, am ersten Juli-Montag ein Mahl zu bereiten in dessen Mittelpunkt ein Bier steht, das vor acht Monaten gebraut wurde.
Dieses wird mit großem Vergnügen in der ganzen Stadt herumgereicht. Ein Schluck davon soll Freude, Wohlstand und ein langes Leben bringen sowie das Wohlwollen der Göttin sicherstellen.
Es wird mit rituellen Trinksprüchen genossen. Z.B.: „Habonde bring Fülle. Habonde bring Gesundheit und Glück. Wenn diese heilige Flüssigkeit über meine Lippen rinnt, dann lasse meine Seele singen.”

Bier als die Erfindung der Frauen

Dass Bier auf allen Erdteilen erfunden wurden und man die Erfindung Frauen bzw. Göttinnen zuschrieb, beweist auch die aztekische Fruchtbarkeitsgöttin Mayahuel.

Eine Version ihrer Geschichte erzählt, dass Mayahuel einst eine Bäuerin war. Diese entdeckte die Fermentierung des Agavensaftes. Damit hefeweizen-455578_1280erreichte sie bei den AztekInnen große Bekanntheit und Beliebtheit. Sie ging als Göttin der Agaven in die Geschichte ein. Aus dem Saft dieser Kaktuspflanze gewann sie eine berauschende Pulque. Diese Pulque kann man sich in etwa wie Bier vorstellen. Sie schenkte damit nicht nur den Menschen das berauschende Getränk. Sie beschützt auch alle, die vom Saft ihrer Pflanze betrunken sind.

Mehr zu den Biergöttinnen:
Ceres
Habondia
Nantosuetta
Ninkasi
Mayahuel
Tejenemit

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