Wer die Welt in Ordnung bringen will,
gehe zuerst dreimal durchs eigene Haus.
Chinesisches Sprichwort

Wie oft urteilen wir über andere Menschen und lassen kein gutes Haar an ihnen. Mit scharfer Zunge und unerbittlicher Häme sind wir auf der Suche nach Fehlern und freuen uns über jede Schwäche, die wir bei anderen entdecken.

Fast scheint es, als bräuchten wir die Fehler der anderen für den Aufbau unseres eigenen Selbstwertgefühls. Wir fühlen uns sogar richtig gut, wenn wir urteilen und verurteilen können, und haben keine Schwierigkeiten, viele Gleichgesinnte zu finden, die uns in unserer negativen Meinung bestätigen.

Manchmal lächeln wir dieser Person noch zu, bevor wir im nächsten unbeobachteten Moment unsere freundliche Maske fallenlassen und über denselben Menschen, dem wir gerade noch unsere Sympathie geschenkt haben, mit niederträchtigen Worten herziehen.

Nicht immer tun wir dies laut. Manchmal fällen wir unser Urteil auch nur leise, in Gedanken. Dann redet eben unser Herz in herzloser Weise über andere, und wir merken gar nicht, wie eng und gefühllos uns das selber macht.

Beobachte einmal, welch hässliche Gesichter Menschen bekommen, wenn sie über jemand anderen herziehen. Selbst die schönsten, anmutigsten Gesichter verziehen sich und werden zu bösen Fratzen. Die Augen klein und unerbittlich, das anmutige Lächeln nur noch ein schräges Grinsen.

So ein Bild gibst du auch von dir, wenn du schlecht über andere sprichst.

Derartige Gedanken und Worte sind nichts als kleine Giftpfeile, die andere treffen und vernichten sollen, ohne dass sie davon wissen. Jeder dieser kleinen Giftpfeile trifft aber auch dich selbst. Jede verächtliche Bemerkung bleibt auch an dir hängen, jede Missachtung einer anderen Person macht dich selbst zu einem Menschen, der keine Achtung verdient.

Mit jeder negativen Äußerung verlieren wir an Würde und Kraft, an Größe und Erhabenheit. Wir verlieren auch an Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft, an Vertrauen und Nähe. Wir werden zu einem Menschen, der wir eigentlich nie sein wollten.

Wir stecken unser Umfeld mit unserer Meinung an, denn schließlich brauchen wir doch Mitstreiter, die unsere Meinung teilen.

Also wird man sich bald in einem Umfeld wiederfinden, in dem jeder über jeden redet und sich keiner sicher sein kann, ob er nicht bald selbst zum Opfer gemacht wird.

Vielleicht verschafft uns solch ein Verhalten ein kurzes Vergnügen, einen Moment lang das Gefühl, etwas Besseres zu sein. Wir fühlen uns etwas größer, vielleicht auch wichtiger, aber spätestens, wenn wir wieder allein sind, holt uns unsere eigene Wirklichkeit wieder ein. Wir sind nicht besser, nicht größer oder schöner. Wären wir es wirklich, hätten wir längst die Größe und das Mitgefühl, über die Fehler anderer hinwegzusehen.

Aber genau das können wir nicht. Wir sind es nämlich gar nicht gewohnt, uns mit unseren eigenen Fehlern zu beschäftigen. Das viele Urteilen hält uns nämlich von etwas Wesentlichem ab. Wir bleiben nicht bei uns. Unser Focus ist ständig auf andere gerichtet. Wir sind mehr bei anderen als bei uns selbst. Anstatt unsere eigenen Fehler zu suchen und liebevoll zu behandeln, weichen wir der eigenen Wahrheit aus. Könnten wir nämlich unsere eigenen Fehler annehmen, würden wir dies auch bei anderen tun.

Nur wenn man sich mit sich selbst ausgesöhnt hat,
kann man auch versöhnlich mit anderen umgehen.

Wenn wir uns von unserer Liebe zu uns selbst getrennt haben, werden wir auch immer bei anderen eine Trennung hervorrufen wollen. In Wahrheit versuchen wir also die Fehler anderer an den Pranger zu stellen, in der Hoffnung, dass keiner unsere eigenen sehen möge. Vor allem, weil wir sie selbst nicht sehen wollen.

Dabei ist die Lösung so einfach.

Nimm alle Fehler, die du bei anderen entdeckst,
dankend an, denn sie weisen dich auf deine eigenen hin.

Je öfter du andere in Schutz nehmen kannst, je liebevoller du mit wahrer Größe über die Fehler anderer hinwegsehen kannst, desto schneller söhnst du dich auch mit deinen eigenen aus. Anstatt also nach den Fehlern anderer zu suchen, setze deinen liebevollen Blick auf und betrachte stets das Potenzial, das in den anderen angelegt ist.

Zeige vor allem Respekt vor den Leistungen anderer. Wenn du anderen Menschen Respekt für ihre Leistungen entgegenbringst, bekommt dein Umfeld eine Dimension von Erhabenheit, eine Dimension von Würde. Du befindest dich plötzlich selbst in einem Feld der Anerkennung, Würde und Kraft. Und da lässt es sich ziemlich gut leben.

Wenn wir verletzt sind, verletzen wir auch andere,
damit wir unsere eigene Verletzung nicht mehr so stark spüren.

Wenn wir glücklich sind, brauchen wir andere nicht mehr zu verletzen. Wenn wir glücklich sind, wollen wir andere an unserem Glück teilhaben lassen.

Wenn es dir nicht gelingt, Gutes über eine andere Person zu sagen, dann lass sie aus deinem Leben ziehen. Du bist dann wahrlich keine Hilfe für sie. Sie ist ohne dich wesentlich besser dran. Ohne deine negative Meinung hat sie wesentlich größere Chancen, ihr Leben zu meistern.

Wenn es dir nicht gelingt, Gutes über jemand anderen zu sagen, dann verabschiede dich von dieser Person. Denn auch du bist ohne sie wesentlich besser dran.

Umgib dich lieber mit Freunden, die dir etwas bedeuten, die dich unterstützen und denen du vertrauen kannst. Das stützt dich und die anderen. Dadurch gebt ihr euch gegenseitig Kraft.

Sieh nur das Gute im anderen und wie sehr er sich bemüht, sein Bestes zu geben.

Es lässt dich auch viel ruhiger schlafen, weil du wieder zu deiner inneren Ruhe zurückfindest. Das Leben macht wieder Spaß, weil du gestützt und aufgefangen wirst. Du fühlst dich geborgen und sicher. Und du darfst auch Fehler machen.

Glück ist… nur Gutes über andere sagen zu können.

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