Warum trauern wir? Um wen oder was trauern wir? Wie fühlt sich Trauer an und wo zeigt sich das Gefühl in mir? Wie lange hält Trauer an?

Es gibt so viele Fragen um dieses Gefühl und noch sehr viel mehr Antworten…

Meine Erfahrung zeigt, Trauer ist so individuell wie jeder Mensch selbst. Männer sagt man, trauern anders als Frauen. Und Kinder haben einen anderen Umgang mit dem Tod als Erwachsene.

Hinzu kommt zusätzlich noch, dass in unterschiedlichen Kulturen und/oder Religionen unterschiedlich getrauert wird. Das bedeutet also auch, mit welchen „Glaubensätzen“ bzw. religiösen Theorien ich aufgewachsen bin, hat Einfluss auf meine Trauer.

Da gibt es Länder bzw. Kulturen in denen – gegensätzlich zu den Trauerritualen im größtenteils christlich orientierten Deutschland – der Tod nicht das Ende bedeutet und deshalb eher „gefeiert“ wird. In Mexiko zum Beispiel, wo durch den eher ausgelassenen Umgang eine Begegnung auf Augenhöhe mit dem Tod stattfindet. Wer weiß, ob die Hinterbliebenen den Tod hierdurch wohlmöglich eher als Teil des Lebens betrachten und ihn akzeptieren, anstatt ihm in Angst zu begegnen.
In Indonesien lebt das Volk der Toraja, dort wird bei der Trauerfeier getanzt, gesungen und findet unter lautem Jubel und Gelächter statt. Der Tod wird als Höhepunkt des Lebens gefeiert und findet in festlicher und fröhlicher Atmosphäre statt.
Also darf ich mich als Trauernder fragen, welche Gedanken und Glaubensätze habe ich über den Tod? Und wie beeinflussen diese mein Trauergefühl?

Was denke ich, meint mein Umfeld (Familie, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen etc.) wie ich trauern sollte und wie lange? Wie lasse ich mich davon beeinflussen?

Was hilft mir meine Trauer zu fühlen, sie zu akzeptieren und mit ihr zu leben?

Ich habe in meinen Trauerprozessen sehr viel über mich selbst und meine Glaubensätze gelernt. Mein Verhältnis zum Tod hat sich geändert und dadurch auch meine Ansicht über das Leben.

Ich habe gelernt, dass ich unterschiedlich trauern kann. Und auch, dass ich verschiedenste Gefühle gleichzeitig neben meiner Trauer erleben kann.

Vielleicht ist dies die Anregung, die Trauernden hilft – auch wenn Trauer so etwas individuelles ist, so hilft es doch sich mit Gleichgesinnten bzw. Gleichfühlenden zu unterhalten und sich auszutauschen.
Sich für neue Ansichten und Gedanken über den Tod zu öffnen oder auch sich selbst neu oder besser kennen und verstehen zu lernen.

TrauerUnsere Kolumnistin Claudia Kaufmann ist 54 Jahre alt, verwitwet und Mutter einer Tochter. Das Thema Tod und Trauer begleitet sie schon, seit sie sieben Jahre alt ist. Sie ist Achtsamkeits- und Resilienz-Coach.

Weitere Informationen zu Claudia Kaufmann: www.relumine.de