Nachdem wir im ersten Moment gespürt haben, was gerade da ist, und uns danach mit dem Atem verbinden, führt uns der Atem auf eine neue Ebene von frei sein: Frei sein von Identifikation mit dem, was wir gerade erleben. Indem wir den Atem spüren, werden wir zum Zeugen, zum Beobachter dessen, was da ist. Alles hat Raum, aber unsere Essenz, unser Bewusstsein ist gleichzeitig darin verankert und gleichzeitig frei davon. Mit dem Atem entspannen wir noch tiefer ins Jetzt – in den Raum des Seins – in die Öffnung für das Jetzt.

Und dann kommt der dritte Impuls: unser Körper. Du bist eingeladen, deinen Körper von innen her zu spüren – von den Fußsohlen bis zum Scheitel, und so präsent, so anwesend wie möglich zu sein im ganzen Körper.

Diese Verankerung im Körper schützt uns davor, dass wir wegfliegen,

Sie schützt uns davor, dass wir abschwirren auf andere Ebenen. Das hilft uns dabei, wirklich da zu sein. Denn in der Körperwahrnehmung vertieft sich die Wahrnehmung unseres Erlebens. Der Körper lügt nicht und zeigt ganz genau, wo gerade intensives Erleben stattfindet. Da gibt es Zonen, wo wir uns weit und offen fühlen, und es kann andere Zonen geben, in denen wir uns verspannt, eng und verschlossen erleben. All das zeigt uns der Körper. Wir können den Atem ganz besonders in die Zonen fließen lassen, die sich noch nicht weit und offen anfühlen.

In dem Maße, wie ein Mensch in seinem Körper präsent ist, ist er auch in seinen menschlichen Erfahrungen präsent. Und wenn du in deinen menschlichen Erfahrungen präsent und anwesend bist, können sie sich im Erfahren vollenden; sie werden rund, sie werden vollständig, und nichts bleibt übrig. Allzu oft sind Menschen nicht präsent in ihren Erfahrungen, vor allem dann, wenn die Intensität sehr hoch wird, wenn sie sehr herausgefordert sind. Speziell als kleine Kinder waren wir noch nicht so sicher im Körper verankert und konnten in vielen herausfordernden und schmerzhaften Erfahrungen nicht wirklich da sein.

Das sind diese Reste, die wir im Unterbewussten abgespeichert haben und die wir immer noch aus unserer Kindheit mit uns tragen und dann versuchen, im bewussten Leben in irgend einer Weise einzulösen. Diese unerledigten Dinge, die Löcher aus der Kindheit, die wir in uns tragen, versuchen wir später in unseren menschlichen Erfahrungen wieder rund zu machen und einzulösen.

Und das gelingt erst in dem Maße wie wir lernen, im Selbstkontakt zu sein

Wir lernen, vor allem im Körper präsent zu sein, bei uns zu sein, also wirklich das ganze Spektrum des Erlebens wirklich und voll bewusst zu durchleben. Und dahin sind wir unterwegs! So erfüllt sich unser Leben, und so finden wir zunehmend Frieden und die Erfüllung all unseres Sehnens – alles was für uns in unserem Menschsein wichtig ist.

Atem und Körper verankern dich im Jetzt. Bewusstes Atmen und bewusste Körperpräsenz können immer und immer wieder geübt werden, auch im Alltag inmitten deiner Tätigkeiten kannst du es erinnern. Und in dem Maße wie diese Bewusstheit, diese Präsenz in dir wächst, die Verankerung im Jetzt, erhöht sich deine Lebensqualität. Du hast ganz einfach mehr vom Leben, und das Leben schenkt sich dir – immer vollständiger, immer mehr, immer tiefer. Und das bedeutet Erfüllt-Sein und im Einklang mit dir selbst, mit dem Leben, mit Allem was ist.

(Teil drei der bearbeiteten Niederschrift der morgendlichen Meditation am 13. Februar 2022 im Rahmen eines zweitägigen Online-Seminars)

Unser Kolumnist Gerd Bodhi Ziegler gehört als Bewusstseinslehrer, Ausbilder und Buchautor zu den Pionieren im Bereich von essenzieller Bewusstwerdung, Transformation und Selbstfindung. Er hat sein ganzes Leben der Arbeit mit Menschen gewidmet, um sie zu unterstützen, sich selbst zu finden und ihre höchsten Potenziale zu entfalten. Seine Seminarprojekte werden seit Jahrzehnten von zahlreichen begeisterten Teilnehmern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum besucht. Er ist Autor der weltweit meistgelesenen Tarotbücher über das Crowley-Tarot.

Weitere Informationen über ihn und seine Arbeit: www.gerd-bodhi-ziegler.com

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