„Darf ich dieses Glück erleben? Darf ich mir diesen Raum nehmen? Darf ich meine Bestimmung wirklich leben?“ Diese Fragen kommen aus einer tiefen Schicht von Schuld und Unwürdigkeit: „Wer bin ich, dass ich DAS leben darf?“ Wenn wir ganz unser eigenes Leben leben wollen, werden wir alle früher oder später dieser tiefen Schicht von Schuld und Unwürdigkeit begegnen!

Die schlechte Nachricht lautet: Es hilft nichts, dem auszuweichen. Und es kann dauern, bis wir diesen Aspekten in der Tiefe wirklich begegnen können – bei mir hat es jedenfalls lange gedauert. Aber wenn diese Selbstbegegnung durch Gnade geschieht, dann erleben wir eine enorme Befreiung. Auf einmal ist es natürlich, glücklich zu sein. Auf einmal erkennen wir sogar als einen der höchsten Werte, die wir dem Leben zurück schenken können, dass wir glücklich sind.

Unser Leben zu leben bedeutet nicht automatisch, dass wir im Außen ausschließlich erfolgreich sind. Das Scheitern muss stets als Möglichkeit akzeptiert sein, denn das ist unsere Bereitschaft, für das Höchste zu „sterben“. Die Möglichkeit, dass wir mit unserem Projekt zurückgewiesen werden, oder dass wir mit unserer Idee scheitern können, muss in die Waagschale geworfen werden. Insbesondere für Künstler fühlt sich ein Scheitern wie ein Sterben an. Und jeder von uns muss bereit sein, für das, was uns in unserem Leben wirklich wichtig ist, voll und ganz einzustehen – innerlich zu sterben.

Ist diese Bereitschaft da, kann sich eine Totalität einstellen, bis hin zu einer Art Todesangst. Indem wir dieser riesigen Angst begegnen, werden wir frei. Und wenn wir in unserem Vorhaben alles geben, uns mit ganzem Herzen und aller Kraft einbringen, und damit am Ende scheitern sollten, dann sind wir dennoch in Frieden. Denn wir haben gegeben, was wir geben konnten – alles weitere stand nicht in unserer persönlichen Macht.

Die Alternative hieße, das Wagnis zu scheuen und unser wirkliches Leben vor uns her zu schieben. Doch das nagt als Schmerz nicht gelebten Lebens für den Rest unserer irdischen Tage an uns: Besser „sterben“ und besser scheitern, als es nie versucht zu haben!

Alle Menschen, die Großes in diese Welt gebracht haben, haben auch das Scheitern erlebt. Die meisten meiner Projekte waren erfolgreich, aber an zwei Projekten bin ich gescheitert. Natürlich war das erst einmal eine große Erschütterung – doch im Nachhinein konnte ich sehen, was noch fehlte und nicht zu 100% mit meiner tiefsten Wahrheit übereinstimmte. Und schließlich war ich für das Scheitern und Sterben dankbar, denn daraus hat sich eine Erkenntnis und ein Prozess ergeben. In diesem Prozess bin ich noch einmal tiefer getaucht, bis sich etwas Neues gezeigt hat – und das stimmte und passte dann. Sofort kehrte der Erfolg im Außen wieder zurück.

Also: Trau dich, Fehler zu machen und zu scheitern! Wenn wir immer nur versuchen, keine Fehler zu machen, dann können wir nicht wirklich leben. Denn aus Fehlern können wir lernen – und in Wirklichkeit, aus der Sicht unserer göttlichen Führung, gibt es überhaupt keine Fehler.
Es gibt nur Lernen und Erfahrungen.

Der Text basiert auf einer Herzsitzarbeit bei einem Intensivwochenende im Frühjahr 2019.

Unser Kolumnist Gerd Bodhi Ziegler gehört als Bewusstseinslehrer, Ausbilder und Buchautor zu den Pionieren im Bereich spiritueller Therapie und Transformationsarbeit. Er hat sein ganzes Leben der Arbeit mit Menschen gewidmet, um sie zu unterstützen, sich selbst zu finden und ihre höchsten Potenziale zu entfalten. Seine Seminarprojekte werden seit Jahrzehnten von zahlreichen begeisterten Teilnehmern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum besucht. Er ist Autor der weltweit meistgelesenen Tarotbücher über das Crowley-Tarot.

Weitere Informationen über ihn und seine Arbeit:

www.gerd-bodhi-ziegler.com